Know-How verhindert Schraubenversagen
Berater: Als Bill Eccles als Konstrukteur arbeitete, fiel ihm auf, dass man sich im Allgemeinen über die meisten Dinge einig war. „In Bezug auf Schrauben und Muttern gingen die Meinungen jedoch auseinander.“ Daher befasste er sich eingehender mit dieser Frage und schrieb sogar seine Doktorarbeit (PhD) zum Thema Schraubenlockerung. Heute ist sein Fachwissen bei Unternehmen und Regulierungsbehörden weltweit gefragt.
Regulierungsbehörden?
„Ja, ich werde häufig als Gutachter hinzugezogen. Zum Beispiel 2011 war ich während einer Untersuchung in Zusammenhang mit dem Grayrigg-Unfall als Gutachter geladen, bei dem fehlende Schrauben im Februar 2007 zum Entgleisen eines Zugs in Nordengland geführt hatten, bei dem eine Person ums Leben gekommen war.“
Für welche Unternehmen sind Sie tätig?
„Oh, die unterschiedlichsten! Als ich jünger war, war mir nicht klar, welche Rolle Schraubverbindungen in unterschiedlichen Industrien angefangen von Herstellern elektrischer Zahnbürsten bis hin zu Produzenten von Öl- und Gaspipelines spielen.“
Können diese Probleme nicht von den Mitarbeitern der Unternehmen gelöst werden?
„Nicht immer. Sie kommen direkt von der Universität und haben häufig kein theoretisches Wissen, um Schraubverbindungen zu analysieren. Viele Probleme in Zusammenhang mit dem Versagen von Schraubverbindungen beruhen auf Fehlern in der eigentlichen Konstruktion. Der Kenntnisstand in der Industrie ist gelinde gesagt gering. Wird eine Schraubverbindung von Anfang an richtig konstruiert und werden die Verbindungselemente korrekt angezogen, kann man auf zusätzliche Komponenten, die ein Lösen der Schrauben verhindern, verzichten.“
Welche Art von Problemen lösen Sie?
„Sehr spezifische Probleme, die in Zusammenhang mit dem Versagen von Schraubverbindungen auftreten wie z. B. das Lösen von Muttern, die Ermüdung der Schrauben sowie das Überdrehen des Gewindes. Außerdem helfe ich Unternehmen, die Befestigungswerkzeuge herstellen sowie Endnutzern beim Lösen von Anzugsproblemen. Ich berate sie, welches Anzugsmoment und welche Anzugsmethoden und Vorgehensweisen verwendet werden sollten, um Vorspannungsverluste zu reduzieren.“
Was macht Ihrer Ansicht nach Ihren Mehrwert aus?
„Ich kann dank meines technischen und wirtschaftlichen Fachwissens und einem Know-How auf dem neusten technischen Stand Probleme lösen. Ich halte mich durch das Lesen fachspezifischer, wissenschaftlicher Artikel auf dem Laufenden und arbeite mit einer Universität vor Ort zusammen.”
Gibt es viele Artikel?
„Seit den 1960ern ist einiges geschrieben worden, aber leider wird Forschung nicht ausreichend verbreitet. Zum Beispiel die Tatsache, dass schräge Federscheiben nicht funktionieren, wurde bereits 1969 in einem Forschungsbericht bewiesen und danach noch in mehreren anderen Studien bestätigt. Dennoch werden sie nach wie vor eingesetzt, teilweise mit katastrophalen Folgen.“
Bieten Sie auch Schulungen an?
„Ja, allerdings in erster Linie für Konstrukteure und weniger für diejenigen, die die Schrauben anziehen. Ich erkläre ihnen, was man bedenken muss, um zu verhindern, dass Schraubverbindungen versagen und wie die Dimension des Verbindungselements optimiert werden kann, d. h. wie groß und stark die verwendete Schraube und das Anzugsmoment sein müssen, damit die strukturelle Integrität der Schraubverbindung sichergestellt ist. Ich bin in Nordamerika, Europa und in Fernost tätig und berate unter anderem Rüstungsunternehmen – Panzerfahrzeuge und Kriegsschiffe enthalten jede Menge Schrauben und Muttern – sowie Automobil- und Maschinenhersteller und so weiter.“
Hat sich die Rezession sich auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
„Nein. Direkt zu Beginn der Krise 2008 gab es einen deutlichen Einbruch, aber seitdem hat sich die Lage markant verbessert und ich habe genauso viel zu tun wie zuvor. Vielleicht ist ja vielen Maschinenbauunternehmen das Schlimmste erspart geblieben.“
Fakten: Bill Eccles
Alter: 58
Position: Abgesehen von anderen Qualifikationen hat Bill eine Doktorarbeit zum Thema warum sich Muttern und Schrauben von selbst lösen geschrieben. Nachdem er als Konstrukteur und Konstruktionsmanager für unterschiedliche Firmen gearbeitet hatte, gründete Bill Eccles 1992 seine eigene Beraterfirma Bolt Science und ist nun weltweit als Berater für unterschiedliche Aspekte von Schraubverbindungen tätig.